Christoph und Markus Getzner: Uran 238 hat eine Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren

18 Dezember 2022 - 9 April 2023

Christoph Getzner geb. 1960 und Markus Getzner geb.1965  arbeiten in Wien, Bludenz und Le Mont Pèlerin, Schweiz. Christoph und Markus Getzner arbeiten seit mehr als zehn Jahren zusammen. Die Brüder haben in dieser Zeit ein OEuvre von großer Eigenständigkeit entwickelt, das sich einer klaren Verortung in den Diskursen der zeitgenössischen Kunst weitgehend entzieht.

Es ist geprägt von der gegenseitigen Befruchtung gegensätzlicher Existenzen: Ist der eine als Mitglied der Dombauhütte des Stephansdoms zu Wien ganz in der „vita activa“ verortet, hat sich der andere als Mönch in einem buddhistischen Kloster am Genfer See ganz der „vita contemplativa“ verschrieben. Mehrfach im Jahr kommen sie zur gemeinsamen Arbeit zusammen und schaffen Zeichnungen, Skulpturen, Objekte und Installationen von großer Originalität und handwerklicher Präzision, die stets gefüllt sind mit diesen beiden Polen des menschlichen Lebens.

 

Sie arbeiten in einem spannenden Gefüge aus formalen und weltanschaulichen Aspekten. Kunstgeschichtliche Zitate stehen dabei im Dienste der inhaltlichen Beschäftigung. Zeichnung, Malerei, Architektur und Bildhauerei verschmelzen in ihren Werken zu einem hochsymbolischen Amalgam, das sich zwischen der materiellen Welt einerseits sowie der geistigen und spirituellen Welt andererseits aufspannt. Mit ihrem gekonnten Wechselspiel zwischen Stabilität und Labilität, Bildtradition und Bildentleerung, kultureller Tradition und philosophischer Reflexion gelingen den Künstlern Werke, die zunächst vor Rätsel stellen. Doch wenn wir uns ihnen widmen, wenn wir unsere sinnliche Wahrnehmung und unser Denken gleichermaßen aktivieren, dann eröffnen sie einen großen Raum, den wir als Betrachter mit unseren eigenen Erkenntnissen füllen können. Sie ermöglichen uns das konkrete Leben, das Handeln, Denken und Fühlen zusammenführt. Und das kürzt oder dehnt die Zeit. Kommt sie uns kurz vor, dann ist es gut gewesen. Erfahren wir sie als gedehnt, dann haben wir etwas falsch gemacht.

(Auszug aus „Von der Kürze der Dauer“, Friedemann Malsch )